Es ist eine bedauerliche Premiere: Zum ersten Mal in der Geschichte des ältesten Berglaufs Deutschlands fand der Brockenlauf ohne Brocken statt. Grund war der Waldbrand, der am Freitag in der Nähe des Brockens ausgebrochen ist. Aber der Verein hat das Beste aus der Situation gemacht. Der Vorstand hat sich Freitagnachmittag zu einem Krisengespräch getroffen und kurzerhand eine neue Brockenlaufstrecke aus dem Boden gestampft und die 9,6-Kilometer-Variante leicht abgeändert.
„Etwa 16 Stunden vor dem ersten Start am Samstag um 8 Uhr stand unser Lauf noch komplett vor dem Aus, weil der Nationalpark Harz und der Katastrophenstab des Landkreises aufgrund des Großfeuers am Brocken unseren Traditionslauf abgesagt hatten“, sagt Brockenlaufvereinschef Andreas Kruse. „Diese mit uns nicht abgestimmte voreilige Meldung ging über Presse und soziale Medien raus, wir konnten zunächst nichts tun.
Aber wir als BLV haben in enger Abstimmung mit dem Bürgermeister der Stadt Ilsenburg, Denis Loeffke, in wenigen Stunden alternative Strecken geplant, vermessen, markiert und am Sonnabend die komplette Laufveranstaltung ohne größere Probleme durchgeführt.“ Andreas bedankt sich bei allen Helfern und Unterstützern für ihre großartige Leistung – und auch bei allen Läuferinnen und Läufern aus nah und fern, die dem BLV vertraut haben und nach Ilsenburg gekommen sind. „Bei aller Freude über die komplett gelungene Veranstaltung hoffen wir natürlich, dass die Feuerwehren und Rettungskräfte das Großfeuer unterhalb des Brockengipfels bald gelöscht kriegen“, betont der Organisationsleiter am Sonntag.
„Nach Ausbruch des Waldbrandes und der damit verbundenen Sperrung des gesamten Brockenplateaus waren wir uns sehr schnell sicher, eine alternative Streckenführung des 26,2-Kilometer-Laufes finden zu können“, sagt auch Cheforganisator Stefan Lippmann. „Wichtig war uns vor allem, dass die Veranstaltung auf jeden Fall stattfindet!“ Dies sei gemeinsam als Team des Vorstandes und der Teamleiter in wenigen Stunden gelungen – gelassen und konstruktiv. „Wir konnten bereits am frühen Abend über die neuen Strecken informieren“, so Stefan. „Der Lauftag selbst war eine super Veranstaltung, 885 Läufer haben das Ziel erreicht.“
Und so war der Brockenlauf dann doch das, was der Brockenlauf eben ist: Ein verdammt harter Wettkampf. Und so ist es kein Wunder, dass auch bei der 53. Auflage wieder die Seriensieger der vergangenen Jahre triumphierten: Franziska Kranich aus Görlitz und Thomas Kühlmann vom NSV Wernigerode gewannen am Samstag auf der Alternativstrecke. Die hatte der Vorstand als zwei Runden über den Ilsestein und durch den Wald zwischen Ilsenburg und Drübeck geplant. Sie hatte zwar rund einen Kilometer und 200 Höhenmeter weniger – ca. 690 – als das Original über den Brocken, war aber wegen der Hitze und der mehrfach zu bewältigenden knackigen Anstiege auch ein echter Brocken.
Franziska ist damit vierfache Brockenlauf-Gewinnerin. Thomas siegte sogar zum achten Mal und verbessert damit seinen eigenen Rekord um einen Zähler. Ihre Zeiten sind nur schwer mit den bisherigen Brockenlaufergebnissen vergleichbar. Aber wenn man sieht, dass Thomas mit 1:34:20 Stunden fast sechs Minuten schneller war als der Zweite Ole Hennseler, und auch Franziska mit 1:53:56 fast fünf Minuten Vorsprung auf Nadja Koch herausgelaufen hat, dann kann man sich vorstellen, wie die beiden bei dieser Bullenhitze den Lauf gerockt haben.
Auf den dritten Platz beim langen Lauf kamen Sebastian Meißner vom NSV Wernigerode mit 1:40:59 Stunden sowie Mira Czarnetzki vom Verein TTB Frauenpower in 2:00:15.
Weil nicht klar war, ob wegen des Brands auch das Ilsetal für die anrückenden Feuerwehren gesperrt werden würde, hat der BLV am Freitagabend auch eine sichere Variante für den 9,6-Kilometer-Lauf erarbeitet: Statt auf einem Rundkurs liefen die Läufer am Samstag über den Ilsestein zur nahen Paternosterklippe und wieder zurück. Die Strecke war dadurch einen halben Kilometer länger – also 10,1 Kilometer. Hier siegte bei den Männern Fabian Lippe in 38:24 Minuten vor Florian Lippe mit 40:03 (beide Harzgebirgslaufverein Wernigerode) und Alexander Fürle mit 40:41 vom Laufteam Wolfshagen im Harz. Bei den Frauen lief Doreen Baecke in 47:20 Minuten auf Platz eins. Hinter ihr folgten Katja Dörre in 48:51 sowie Romy Schneevoigt von BLV-Sponsor Maco Vision aus Wernigerode in 52:08 Minuten.
Alle Ergebnisse – auch zur veränderten 9,6-Kilometer-Strecke und den anderen Läufen – findet ihr hier.